Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Alter

Der in Deutschland während der Nazi-Diktatur verschärfte Paragraph 175 Strafgesetzbuch war bis 1969 in Kraft, in abgemilderter Form sogar noch bis 1994. Er stellte sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. Lesbische Liebe wurde zwar nicht strafrechtlich verfolgt, war aber gleichermaßen nicht akzeptiert. So wurde Müttern das Sorgerecht entzogen, wenn sie sich von ihrem Ehemann trennten, um in einer lesbischen Beziehung zu leben. Überall in Deutschland – auch bei uns in Rheinland-Pfalz – wurden Menschen aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verfolgt, verurteilt, geächtet und von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt.

Obwohl unsere Gesellschaft in den letzten Jahren offener geworden ist, gibt es nach wie vor Vorurteile gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten, intergeschlechtlichen und nichtbinären Menschen (LGBT*IQ). Gerade Ältere, die früher rechtlich verfolgt und ausgegrenzt wurden, leben heute noch vielfach zurückgezogen und haben Sorge, ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität offen zu leben.

 

Pflege mit Respekt

Ambulante Pflegedienste, Wohngruppen für ältere Menschen und Einrichtungen für Pflegebedürftige erbringen Leistungen in der Privatheit. Ihre Aufgabe ist es, die Intimität pflegebedürftiger Menschen durch eine sorgsame Betreuung und Pflege zu wahren und ihnen unabhängig von ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität respektvoll zu begegnen.

Das Netzwerk QueerNet Rheinland-Pfalz e.V. hat gemeinsam mit Partnern zwei Broschüren für eine respektvolle Pflege veröffentlicht: Der Leitfaden "Pflege unterm Regenbogen" gibt Hinweise zum Umgang mit LGBT*IQ in der Kranken- und Altenpflege. Die Broschüre "Gleich und doch Anders" gibt Anregungen für Verbesserungen im Pflegealltag.

Der Landesaktionsplan „Rheinland-Pfalz unter dem Regenbogen“ soll dazu beitragen, die Diskriminierung aufgrund der sexuellen und geschlechtlichen Identität zu bekämpfen, die rechtliche Gleichstellung von LGBT*IQ voranzubringen und ihre gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern.